Freitag, 26. Mai, 19 Uhr Glockenhaus Lüneburg -
Martin von Frantzius: Violine und Live-Elektronik

Lebenslauf Martin von Frantzius

Bevor Martin von Frantzius 1996 sein Violinstudium bei Prof. Christiane Edinger an der Musikhochschule in Lübeck aufnahm, sammelte er in seiner Heimat im Raum Pforzheim / Karlsruhe vielfältige musikalische Erfahrungen.

Neben dem Orchesterspiel im Bachorchester Pforzheim spielte er z.B. in der Folkpunk-Band „Across the Border“, mit der er Auftritte in ganz Deutschland hatte.

1998 unterbrach er sein Studium für den Zivildienst: er betreute Kinder und Jugendliche im sozialen Brennpunkt Köln Kalk.

Im Jahr 2001 schrieb er eine orchestrale Filmmusik für die Filmkomödie "Ausziehn" (Regie: P.Morlock).

Nach erhalt seines Diploms als Diplom-Musiklehrer im Frühjahr 2002 begann Martin von Frantzius im Herbst desselben Jahres mit dem Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und Theater bei Prof. Peter Michael Hamel (akustische Komposition) und Prof. Georg Hajdu (multimediale Komposition) sowie Prof. Helmut W. Erdmann (Live-Elektronik).

Neben der reinen Kompositionstätigkeit entwickelt er eigene Computerprogramme - Werkzeuge, die es ihm ermöglichen, seine musikalischen Gedanken umzusetzen und neue Klangmöglichkeiten auszuloten.

Er tritt gerne selbst als Geiger mit seinen Stücken auf, wie z.B. mit "Spectral Scapes“ für Violine und Computer (elektronische Nacht Stuttgart, Sendung im SWR).

Als Tontechniker arbeitet er z.B. mit dem Ensemble Resonanz, dem Trigger-Ensemble Hamburg oder dem Ensemble Wireworks zusammen.

Im Sommer 2004 und 2005 wurde er als Assistent und Co-Dozent für Filmmusik bzw. Hörspielmusik beim Festival Junger Künstler in Bayreuth eingeladen.

 

 

Programm: (vielleicht kommt noch etwas dazu)
Martin von Frantzius

Spectral Scapes für Violine und Computer (2005)

Farbige Wolken für Violine solo (2003)

Kanonac für Violine und Computer (2006)

 

 

 

Kanonac für Violine u. Computer (2006)

Für „Kanonac“ entwarf Martin von Frantzius eine Software, die es ihm ermöglicht, mit seiner verstärkten Violine einen acht-stimmigen Kanon mit sich selber zu spielen (Beginn des Stückes). Das harmonische und melodische Material besteht hier aus Differenztonakkordmodellen, die er in einer 12tel-Ton Annäherung auf seiner Violine realisiert.

Außerdem kann das Programm selbst aufgrund einer eingebauten Grundtonsuche den Violinklang in komplexe spektrale Harmonien einbetten. Z.B. spielt die Violine untemperierte Intervalle, die ganz langsam verkleinert werden. Mit Hilfe eines Fußtasters wird der Zeitpunkt einer Klanganalyse bestimmt, die das gespielte Intervall dann in einen komplexen (aber reinen) Akkord einbaut.


Farbige Wolken für Violine solo (2003)

Wie kann man ein Violinstück schreiben, das vor allem ein farbenreiches Klangstück ist?

Diese Frage brachte den Komponisten schließlich auf die Idee der „Multitriller“:

Führt ein Geiger einen Triller statt mit nur zwei Fingern (ein Finger liegt auf der Saite, während der zweite die Trillerbewegung ausführt), mit drei oder sogar vier Fingern aus, die in einer Art Schüttelbewegung zu unterschiedlichen Zeiten die Saiten berühren, kann er der Violine atmosphärische Klänge entlocken, die bis zu achtstimmig erscheinen können.

Je nach Position der Finger ergeben sich verschieden eingefärbte Klangwolken. Der Komponist Victor Suslin sagte nach Kennenlernen des Stückes: „Es ist wie elektronische Musik, ohne Elektronik“ .

 

Spectral Scapes für Violine u. Computer (2004/5)

Zur Realisation dieses Stückes entstand ein weiteres Computerprogramm, mit dem die Klanganteile der Violine analysiert und verformt wieder ausgespielt werden können. Außerdem ist es möglich, dass Klänge beim Spielen aufgenommen (live-sampling) und neu rhythmisiert wieder zugespielt werden. Obwohl nur ein Spieler agiert ergibt sich ein kaleidoskopisches Spiel mit großer Klangfülle.