Mittwoch, 13.10.2004, 19 Uhr Glockenhaus

 

John Eckhardt
Kontrabaß plus Live-Elektronik

 

Bernhard Lang (*1957)

Loops from the 4th district für Kontrabaß & CD (2003)
1. We brake for no one
2. Door & Key
3. from the inside
4. Lost Russian copy
5. Kunsthalle

Helmut Zapf (*1956) C & C - Epilog für Kontrabaß und Tape (1991)
Alvin Lucier (*1931) A Tribute to James Tenney für Kontrabaß und Sinuston Oszillatoren (1987)
John Eckhardt (*1974) Modulo9/Lüneburg/Marble für Kontrabaß und Live-Elektronik (2004)

 

John Eckhardt


begann auf dem E-Baß - zahlreiche Projekte in Jazz, Rock und Improvisierter Musik -Klassiches Studium bei Prof. Jörg Linowitzki in Lübeck - Orchester, Kammermusik und weiter Jazz & Improvisation; Diplom 1999 -2000-02 mit Stipendien des DAAD Aufbaustudium bei Robert Black in den USA -seit seiner Rückkehr Mitglied im oh ton ensemble, ensemble courage und Mitgründer der Gruppe trigger -Gastspiele beim Klangforum Wien, der musikFabrik nrw, l'art pour l'art, Ensemble Resonanz u.a. -
Solistische Zusammenarbeit mit Komponisten, Performern und improvisierenden Musikern wie z.B. Alvin Lucier, Malcolm Goldstein, Daniel Ott, Peter Kowald, Matthias Kaul, Robert Black -Solistische Auftritte in der Carnegie Hall, der Cité de la Musique und dem Goethe Institut NYC; regelmäßig Solokonzerte mit komponierter, improvisierter und elektroakustischer Musik -
Produktionen und Aufnahmen, darunter Ersteinspielungen, z.B. Scelsis Kontrabassduo "Kshara" für Mode Records und in Zusammenarbeit mit Alvin Lucier dessen Solostück "Tribute to James Tenney" -
Arbeit an der Verbindung von traditionellen Instrumenten und Live-Elektronik / Laptop-Computern -
Lebt in Hamburg, in Hörweite des Hafens

 

Bernhard Lang (*1957) “Loops from the 4th district” für Kontrabaß und CD (2003)


Dieser kleine Zyklus von Stücken basiert auf automatischen Transkriptionen von Samples, die ich in Wien bei einem Sommerspaziergang von meiner Wohnung zum Karlsplatz aufgenommen hatte. Ich bildete aus den Samples Loops und schickte diese durch das Programm “widi”, das .wav-Files in midi-Files konvertiert. Aus diesen midi-Files filterte ich die Kontrabaßstimme, die als Komplement zum live-Sample fungieren sollte. Der somit entstandene Solopart ist infolge seiner Herleitung irrwitzig viruos, geht an die Grenze des abbildbaren Materials. Gleichzeitig haben die Stücke auch Studiencharakter im Sinne der weiteren phänomenologischen Ausleuchtung der Loop-Ästhetik. Die Stücke sind Uli Fussenegger gewidmet. B.L.

Helmut Zapf (1956) „C & C - Epilog“ (1991)

Ich schrieb dieses Stück etwa 1990 oder 91 für den Freejazzer Christoph Winckel (Berlin), der Titel war ursprünglich "C&C - Epilog": Die beiden C's stehen für Computer und Contrabass, es war mein erstes Stück, welches ich nur mit einem Computer generierte - Aufnahme, Bearbeitung und Mix. Das zweite Wort und der heutige Titel "Epilog" steht für einen Nachgesang: das Stück entstand noch unter den Eindrücken der sogenannten Wende von 1989/90 . Nach dem ersten Teil, dessen Aufbegehren und energiegeladener Charakter alles zu einem Höhepunkt und Zusammenbruch treibt, ist der Epilog mit seinem düsteren elegischen Charakter - manchmal scheinen noch marschartige Fetzen durch - eher etwas ratlos, fragend, aber doch Hoffnung, dass sich auf dem nun freigekämpften Weg auch etwas blühendes entfaltet.... H.Z.

Alvin Lucier (*1931) “A Tribute to James Tenney” (1987)

Die Erzeugung, Ausbreitung und Wechselwirkung von Klängen im Raum wie im Zuhörer (also die Wahrnehmung) sind selbstverständliche Grundlagen jeder Aufführung von Musik. In Alvin Luciers Werken für Solo-Instrumente plus Sinustöne jedoch werden diese Prozesse selbst in ihrer elementarsten Form in den Mittelpunkt gestellt – das Wahrnehmen wird wahrnehmbar. In jeweils charakteristischer Weise bircht der Kontrabaß mit seinen Klängen immer wieder für einen Moment die Reinheit und Statik der Sinustonpaare – ähnlich einem glatten Wasserspiegel, der von verschiedenen Ereignissen bewegt wird: es entstehen unterschiedliche, kreisende Interferenzmuster im Raum. Ihre Gestalt hängt stark ab von der Position der Klangquellen im Verhältnis zu der des Zuhörers sowie von den Eigenschaften des Raumes. Eine Metapher für die Subjektivität jeder Wahrnehmung? J.E.

John Eckhardt (*1974) „Modulo9/Lüneburg/Marble“ (2004)

In diesem Stück findet sich vieles wieder, was während der letzten Zeit zu den Grundlagen meiner live-elektronischen Musik geworden ist: -ein interaktives Computerprogramm (geschrieben in Max/Msp), welches ausschließlich mit dem während der Performance von mir auf dem Kontrabass gespielten Klang arbeitet („real time sampling“), sensibel darauf reagiert (oder auch stur bleibt), und auf das ich wiederum reagieren kann -die Einbeziehung des kontrollierten Zufalls zur Herstellung nie gleicher Variation, Mutation, Iteration – u.a. auch durch das weit über die Musik hinaus faszinierende Phänomen der Rückkoppelung -bei der Wahl der Klangmaterialien eine Vorliebe für Teile und Techniken des Kontrabasses, die von Natur aus wenig Manipulation und Modulation gestatten, hier z.B. Leersaiten, die Saiten jenseits des Steges, verschiedene Steg-Untertöne etc. J.E.