Bernhard Lang (*1957) |
Loops from the 4th district für Kontrabaß & CD (2003) |
Helmut Zapf (*1956) | C & C - Epilog für Kontrabaß und Tape (1991) |
Alvin Lucier (*1931) | A Tribute to James Tenney für Kontrabaß und Sinuston Oszillatoren (1987) |
John Eckhardt (*1974) | Modulo9/Lüneburg/Marble für Kontrabaß und Live-Elektronik (2004) |
Dieser kleine Zyklus von Stücken basiert auf automatischen Transkriptionen von
Samples, die ich in Wien bei einem Sommerspaziergang von meiner Wohnung zum
Karlsplatz aufgenommen hatte. Ich bildete aus den Samples Loops und schickte
diese durch das Programm “widi”, das .wav-Files in midi-Files konvertiert. Aus
diesen midi-Files filterte ich die Kontrabaßstimme, die als Komplement zum live-Sample
fungieren sollte. Der somit entstandene Solopart ist infolge seiner Herleitung
irrwitzig viruos, geht an die Grenze des abbildbaren Materials. Gleichzeitig
haben die Stücke auch Studiencharakter im Sinne der weiteren phänomenologischen
Ausleuchtung der Loop-Ästhetik. Die Stücke sind Uli Fussenegger gewidmet. B.L.
Ich schrieb dieses Stück etwa 1990 oder 91 für den Freejazzer Christoph Winckel (Berlin), der Titel war ursprünglich "C&C - Epilog": Die beiden C's stehen für Computer und Contrabass, es war mein erstes Stück, welches ich nur mit einem Computer generierte - Aufnahme, Bearbeitung und Mix. Das zweite Wort und der heutige Titel "Epilog" steht für einen Nachgesang: das Stück entstand noch unter den Eindrücken der sogenannten Wende von 1989/90 . Nach dem ersten Teil, dessen Aufbegehren und energiegeladener Charakter alles zu einem Höhepunkt und Zusammenbruch treibt, ist der Epilog mit seinem düsteren elegischen Charakter - manchmal scheinen noch marschartige Fetzen durch - eher etwas ratlos, fragend, aber doch Hoffnung, dass sich auf dem nun freigekämpften Weg auch etwas blühendes entfaltet.... H.Z.
Die Erzeugung, Ausbreitung und Wechselwirkung von Klängen im Raum wie im Zuhörer (also die Wahrnehmung) sind selbstverständliche Grundlagen jeder Aufführung von Musik. In Alvin Luciers Werken für Solo-Instrumente plus Sinustöne jedoch werden diese Prozesse selbst in ihrer elementarsten Form in den Mittelpunkt gestellt – das Wahrnehmen wird wahrnehmbar. In jeweils charakteristischer Weise bircht der Kontrabaß mit seinen Klängen immer wieder für einen Moment die Reinheit und Statik der Sinustonpaare – ähnlich einem glatten Wasserspiegel, der von verschiedenen Ereignissen bewegt wird: es entstehen unterschiedliche, kreisende Interferenzmuster im Raum. Ihre Gestalt hängt stark ab von der Position der Klangquellen im Verhältnis zu der des Zuhörers sowie von den Eigenschaften des Raumes. Eine Metapher für die Subjektivität jeder Wahrnehmung? J.E.
In diesem Stück findet sich vieles wieder, was während der letzten Zeit zu den Grundlagen meiner live-elektronischen Musik geworden ist: -ein interaktives Computerprogramm (geschrieben in Max/Msp), welches ausschließlich mit dem während der Performance von mir auf dem Kontrabass gespielten Klang arbeitet („real time sampling“), sensibel darauf reagiert (oder auch stur bleibt), und auf das ich wiederum reagieren kann -die Einbeziehung des kontrollierten Zufalls zur Herstellung nie gleicher Variation, Mutation, Iteration – u.a. auch durch das weit über die Musik hinaus faszinierende Phänomen der Rückkoppelung -bei der Wahl der Klangmaterialien eine Vorliebe für Teile und Techniken des Kontrabasses, die von Natur aus wenig Manipulation und Modulation gestatten, hier z.B. Leersaiten, die Saiten jenseits des Steges, verschiedene Steg-Untertöne etc. J.E.